erstellen viele ihren ganz persönlichen Rückblick. Damit mag ich euch nicht auf den Nerv gehen. Aber irgendwie passend zu dieser Zeit des Jahres, in der man sich einerseits in ruhigen Minuten Gedanken über sich, seine Fotografie und die Welt macht und andrerseits stets von Konsumideen verführt wird, werde ich kurz meinen Senf rund um aktuelle Entwicklungen in der Fotografie zugeben…
Die spiegellose Systemkamera
Habt ihr schon alle eine spiegellose Systemkamera? Idealerweise eine von Sony? Nein? Schwach. Dann seid ihr nicht hip, ihr Amateure! Ernsthaft: Was soll das? Warum sollte die Spiegelreflexkamera tot sein? Nur weil in den letzten Jahren die Fotografie (nachdem sie vorher quasi in der Versenkung verschwunden war) einen riesigen Boom erlebt hat und jeder ein “Fotograf” oder doch zumindest “XYZ Photography” (jaja, ich auch…) ist? Und weil diese große Masse natürlich irgendwann keinen Bock mehr hatte, mit dem (auch bei langen Brennweiten) gut ausbalancierten Body, der zahlreiche Einstellmöglichkeiten über Knöpfe bot und unheimlich robust war, rumzulaufen. Denn der bringt naturgemäß ein gewisses Format und Gewicht mit sich. In erster Linie sind die Spiegellosen also eine Modeerscheinung für die Masse. Noch. Freilich wird spiegellos irgendwann die DSLR ablösen. Aber das ist ein längerer Prozess. Zahlreiche Berufsfotografen (hier: Reportage, Sport & Tier) werden sicher auch dann wieder auf einen größeren Body mit o. g. Vorteilen setzen.
Und Sony ist dabei sicher auch nicht das Maß aller Dinge – allenfalls in Sachen geschicktes Marketing vielleicht. So mancher Händler tut sein übriges (mit Hilfe von Sony??) dazu und pusht bei jeder Gelegenheit Angebote von Sony. Komischerweise liest man dahingehend von den anderen Herstellern, die mittlerweile tolle Systemkameras im Angebot haben, deutlich weniger. Also liebe Freunde: Bleibt ruhig. Und macht mit Euren vorhandenen Kameras weiter geile Fotos. Ich schwöre euch: Mit der neuen Kamera werden die nicht automatisch besser…
Unverzichtbares Equipment
Hängt die spezielle Fotografenjacke schon im Schrank? Ja? In gelb oder rot? Oder wartet ihr, bis eine noch grellere Farbe kommt? Junge, Junge. Zitat eines Anbieters von Fotoworkshops nach einem Workshoptag am Pragser Wildsee: “… viele rücksichtslose Idioten in gelben Jacken…” – Hallo? Nicht so vorlaut, womöglich sind das alles Profis in standesgemäßer Gewandung. Ehrenrettung zum Schluss: Mittlerweile gibt es auch gedecktere Farben des Modells.
Wenn nicht die Jacke, dann aber doch hoffentlich der weltbeste Fotorucksack. Ich zitiere erneut: “Forget carrying a camera bag and a separate suitcase for your luggage.” – Oha! Für meine im Englischen nicht ganz so beschlagenen Freunde: “Vergiss endlich, eine Kameratasche und einen zusätzlichen Koffer für Dein Gepäck zu schleppen”. Ich bin heilfroh, ein Fan der Harry-Potter-Reihe zu sein. Denn so erkannte ich sofort, dass es sich hier nur um einen unaufspürbaren Ausdehnungszauber a la Hermine Granger handeln kann. Denn wie sonst sollte folgendes Szenario klappen: Ich fahre im Herbst für 11 Tage in die Berge. Diverse Outdoorkleidung incl. Jacken und feste Wanderschuhe, Kleidung und Schuhe für das abendliche Ausgehen. Hygieneartikel. Für die Steinböcke und Gemsen das 600 mm f/4, ein dafür geeignetes Stativ, weitere Brennweiten darunter. Zwei Bodies. Kleinkram.
Seid mir also bitte nicht böse, wenn ich mir bei solchen Angeboten verhohnepiepelt vorkomme. Und nein: Auch der Umstieg auf ein spiegelloses System würde mich von dem Drama nicht erlösen.
Der Guru
Schon viele, die Gott gesucht haben, fanden stattdessen einen Guru. Meistens einen (selbst) dazu hochstilisierten. Um irgendwann zu merken, dass sie kräftig auf die Schnauze gefallen sind. Solche Gurus werdet ihr auch rund um die Fotografie finden. Die euch erzählen, dass sie das Maß der Dinge sind. Nur ihre Methoden sind die heilbringenden. Nur das, was sie ablichten, solltet auch ihr ablichten. Nur mit dem von ihnen genutzte Equipment werdet ihr tolle Bilder machen. Nur sie haben die Ideen, mit denen euch Bilder mit dem Wow-Effekt gelingen. Bullshit. Hört auf Euch selbst. Vertraut euch. Und holt euch Rat von tollen Fotografen, die keinen Kult um sich selbst machen. Einige davon findet ihr in meinen Links.
Am Rande: So mancher Guru schlägt mittlerweile viel ruhigere Töne an…
Respekt
Echt jetzt? Bis hier gelesen? Respekt. Dann fasse ich zusammen: Fotografieren soll Spaß machen. Und das macht es auch. Verdammt viel Spaß sogar. Dazu braucht es viel weniger, als man gemeinhin annimmt – oder wie es einem aufgeschwatzt wird. Für manche Bereiche ist natürlich eine etwas spezielle Ausrüstung sinnvoll oder gar notwendig. Aber dann hat man sich ja auch schon auf seinen ganz persönlichen heißgeliebten Bereich in der Fotografie eingeschossen. Freilich werdet ihr Lehrgeld bezahlen. So wie ich auch. Aber das gehört dazu. Nur so sammelt ihr Erfahrung und baut Euer Können immer weiter aus. Bis hin zum Profi. Von dem Prädikat “Profi” bin ICH Lichtjahre entfernt. Gottseidank.
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